Aktuell befindet sich Trainer Niels Garbe mit seinem Team in der häuslichen Quarantäne. Man hofft das Heimspiel gegen die Hammer Eisbären am 22.01. (20 Uhr / Eishalle Schillingallee) wieder ins Punktspielgeschehen der Oberliga Nord eingreifen zu können. Arne Taron sprach mit Trainer Niels Garbe über den ersten Saisonteil und die ersehnte Wiederaufnahme des Spielbetriebs.
AT: Ein mehr als besondere Premierensaison für Sie als Oberligatrainer bei den Piranhas … ?
Niels Garbe: Absolut. Das ist eine Saison, die es so in dieser Form noch nie gab. Eine Eishockeysaison in einer Pandemiesituation gab 1918/1919 und da wurde die NHL Saison abgebrochen. Es für uns alle also eine mehr als spezielle Situation. Nun hat es uns also auch erwischt und wir müssen pausieren. Zudem dann noch die Begleitumstände zum Beginn der Saison mit unserer Eishalle und dem dreiwöchigem Training in Hamburg und die Spiele ohne Zuschauer, die uns als Sportler natürlich auch beeinflussen.
AT Wie gehen Sie mit der aktuellen Corona Situation und der verordneten Zwangspause um?
Niels Garbe: Für mich persönlich geht es in der Quarantäne weiter, ich telefoniere viel mit meiner Freundin und ich hoffe dann, dass es bald für uns alle wieder weitergeht. Wir müssen jetzt mit dieser Situation umgehen und unseren Beitrag leisten. Auch als Trainer ist so eine Zwangspause eine besondere Situation, wenn wir wieder starten, werden wir bei der Trainingsbelastung ganz genau hinschauen und müssen richtig dosieren. Die kommenden Wochen werden dann für alle sehr hart und intensiv. So eine Pause mitten in der Saison ist natürlich nicht gut – das taktische Verständnis sollte sicherlich bei allen noch da sein und ich hoffe das auch beim Thema Top-Kondition nicht soviel verlorengegangen ist.
AT: Wenn es denn wieder losgehen sollte, wird auf die Piranhas ein Mammutprogramm warten…?
Niels Garbe: Ja auf jeden Fall das wird ein ganz hartes Programm werden. Alle anderen Teams haben das aber auch zu absolvieren. Statt drei Spielen pro Woche werden es bei uns dann teilweise vier Spiele sein. Das mag theoretisch machbar sein, ob es realistisch ist steht auf einem anderen Zettel und bleibt abzuwarten. Ich könnte mir schon vorstellen, dass der DEB dann später noch eine Möglichkeit der rechnerischen Wertung anwenden wird.
AT: Wie fällt ihr Fazit zur bisherigen Saison und der Leistung ihres Teams und dem Tabellenstand aus?
Niels Garbe: Aufgrund der Begleiterscheinungen vor und während der Saison eigentlich eher positiv. Wir hatten eine gute und spannende Vorbereitung mit guten Testspielergebnissen gegen höherklassige Teams. Auch die drei Wochen Training in Hamburg haben wir gut verarbeitet und genutzt. In den ersten Saisonspielen konnten wir das dann aber nicht ganz so umsetzen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Aber es kamen eben auch einige Sachen zusammen. So mussten wir in den ersten vier Spielen, aufgrund der Verletzung von Leon Meder, vier verschiedene Keeper einsetzen. In drei- bis vier sehr engen Spielen haben uns eigene individuelle Fehler einige Punkte gekostet und so kamen dann zwischendurch sechs Spiele in Folge ohne Sieg zusammen. Wenn ich nur die beiden Auswärtsspiele gegen die Indians und das Spiel gegen Erfurt nehme, wo wir durch späte Gegentore jeweils knapp verloren oder in Hamm, wo wir aufgrund eines starken DEL Torwarts im Kasten der Gastgeber keine Punkte mitnehmen konnten. Aber so ist es eben im Eishockey, es kann schnell gehen und Nuancen entscheiden meist über die Punktevergabe. Uns muss es gelingen an die guten Leistungen und Ergebnisse vor der Coronapause anzuknüpfen.
AT: Wie kann es gelingen, mehr Stabilität in die Defensive hereinzubekommen?
Niels Garbe: Unser Defensivverhalten fängt vorne bei den Stürmern an. Da müssen wir mit dem Forechecking noch konsequenter werden und es so unseren Verteidigern auch leichter machen. Daran haben wir gearbeitet und werden es auch weiter tun.
AT: Auch unter den mehr als besonderen Voraussetzungen und aktuellen Gegebenheiten – was ist noch in der laufenden Saison für ihr Team drin?
Niels Garbe: Nach wie vor sind die Play Offs unser Ziel – ganz klar. Das ist auch noch realistisch für uns, dies aus eigener Kraft zu schaffen. Mitte Januar werden wir hoffentlich wieder loslegen können und dann stehen bis Anfang April noch 27 Spiele an, es sind noch genug Punkte zu vergeben.
AT: Von wem muss noch mehr kommen?
Niels Garbe: In der Defensive müssen wir noch stabiler werden, keine Frage. Auch unser Power Play kann gerne noch etwas effizienter werden, da können und müssen wir aus unseren eigenen Überzahlsituationen einfach noch mehr Tore machen.
AT: Wie schätzen Sie die Situation im Rostocker Tor ein?
Niels Garbe: Aus meiner Sicht haben Nils Velm und Leon Meder und auch Jascha Strobel, wenn er gebraucht wurde, ihre Sache gut gemacht. Wir haben uns vor der Saison für junge Torhüter entschieden. Gerade in den letzten Spielen vor der Pause wurden die Qualitäten von Nils Velm immer deutlicher, da hat er starke Spiele in Serie abgeliefert.
AT: Wir steht es aktuell um die Verletztenliste?
Niels Garbe: Aktuell haben wir hier nur Sebastian Brockelt, der angeschlagen ist. Ich denke, wenn es wieder losgeht, kann er wieder dabei sein. Was Verletzte angeht, sind wir bislang eigentlich ganz gut durch die Saison gekommen. Ich hoffe natürlich, dass das so bleibt.
AT: Erstmals in dieser Saison kooperieren die Piranhas mit Förderlizenspielern mit den Lausitzer Füchsen aus Weißwasser (DEL2). Wie sind hier Ihre bisherigen Erfahrungen?
Niels Garbe: In den wichtigen Dingen können wir auf sie zählen. Die Kommunikation untereinander ist sicherlich noch verbesserungswürdig, aber das sind sicherlich Kinderkrankheiten, die man in so einem ersten Jahr hat. Insgesamt hätte es uns natürlich schon gefreut, wenn noch öfters und mehr Spieler abgestellt worden wären. Sportlich bringen uns solche Leute wie Nils Velm, Stephane Döring oder Moritz Raab weiter, keine Frage.
AT: Wie fällt ihr Fazit zur Stärke und Leistungsdichte der Oberliga Nord aus?
Niels Garbe: Die Leistungen aller Mannschaften der Liga liegen sehr dicht beieinander. Jeder kann jeden schlagen. Man muss in jedem Spiel sein volles Potential abrufen, wenn man punkten will.
ARNE TARON